Reisediarrhoe: Antibiotika erhöhen Resistenzrisiko

In einer finnischen Kohorte infizierte sich jeder fünfte mit multiresistenten Darmbakterien ‒ eine Reisediarrhoe und der Einsatz von Antibiotika waren die wichtigsten Risikofaktoren. Die Studie wurde an Personen durchgeführt, die sich vor ihrer Reise an der Aava-Klinik in Helsinki beraten ließen. Bei den meisten Ratsuchenden der finnischen Tropenklinik führte die Reise in afrikanische Länder südlich der Sahara oder nach Süd- bzw. Südostasien. Anu Kantele und Mitarbeiter baten die Touristen um die Abgabe einer Stuhlprobe, die auf resistente Keime hin untersucht wurde. Nur wenige Personen (fünf von 90) waren mit Enterobakterien infiziert, die Extended-Spectrum Beta-Lactamasen (ESBL) bilden und gegen eine längere Liste von Antibiotika resistent sind.
Nach der Rückkehr gaben die Reisenden erneut eine Stuhlprobe ab ‒ bei 90 Personen (21 %) wurden ESBL-bildende Enterobakterien gefunden. Besonders häufig war dieses nach der Rückkehr aus Südostasien (37 %) der Fall (Afrika: 24 %, Südasien: 31 %). Die meisten Reisenden waren an Durchfällen erkrankt. Eine Reisediarrhoe verdreifachte nach den Berechnungen von Kantele das Risiko auf eine Infektion mit ESBL-bildenden Enterobakterien. Jeder vierte hatte die Reisediarrhoe mit Antibiotika behandelt. Dieses ist laut Kantele nicht nur in den meisten Fällen unnötig, die Behandlung war auch mit einem um den Faktor 4 erhöhten Risiko auf eine Infektion mit ESBL-bildenden Enterobakterien assoziiert.
Anu Kantele (Aava-Klinik (Helsinki)): „Reisende sollten beim Einsatz von Antibiotika zurückhaltend sein ‒ die meisten Reisedurchfälle sind selbstlimitierend und eine Behandlung mit Loperamid (`Imodium`), das die Darmperistaltik hemmt, würde in den meisten Fällen zu einer Linderung führen.“
► Net Doktor vom 29.01.2015
► Deutsches Ärzteblatt vom 27.01.2015
► Clinical Infectious Diseases (21. Jan. 2015; DOI: 10.1093/cid/ciu95)
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