Forscher warnen vor Zuckerkulör in Softdrinks

Das bei der Herstellung von Zuckerkulör entstehende 4-Methylimidazol (4-MEI) könnte bei regelmäßigem Konsum karzinogen wirken. Forscher um Keeve Nachmann (Johns Hopkins University) haben errechnet, dass schon bei täglichem Konsum von einer Dose eines Softdrinks eine zusätzliche Krebserkrankung pro 100.000 Konsumenten ausgelöst werden könnte. Bestimmte Herstellungsverfahren des Farbstoffes Zuckerkulör fördern die Entstehung von 4-MEI. Im Tierversuch förderte 4-MEI die Entwicklung von Tumoren. Seit 2012 müssen in Kalifornien per Gesetz Limonaden mit erhöhten 4-MEI-Werten als potenziell krebsauslösend gekennzeichnet werden. Einige Produzenten verwendeten in der Folge Zuckerkulör, bei dessen Herstellung geringere 4-MEI-Mengen entstehen.
Die Wissenschaftler testeten 110 Proben von 12 verschiedenen Limonaden, die sie in Kalifornien und New York kauften. In New York gibt es keine Kennzeichnungspflicht für Limonaden mit erhöhten 4-MEI-Werten. Sie untersuchten die Menge des enthaltenen 4-MEI, um die kritische Konsumgrenze der Getränke zu bestimmen. Mithilfe von Daten der „National Health and Nutrition Examination Study“ bestimmten sie zudem den durchschnittlichen Konsum in der US-Bevölkerung. Laut dem kalifornischen Umweltbüro gilt die im Tierversuch ermittelte Dosis von 29 µg/d 4-MEI als statistischer Schwellenwert, bei dem eine Person pro 100.000 Konsumenten an Krebs erkranken könnte. Die getesteten Sorten zeigten in Bezug auf ihren 4-MEI-Gehalt starke Schwankungen. Die am höchsten belastete Sorte enthielt 963,3 µg/Liter ‒ die am geringsten belastete Sorte höchstens 11,7 μg/Liter. Trotz gleicher Sorte konnten bei Proben aus Kalifornien in der Regel vielfach geringere 4-MEI Werte gemessen werden gegenüber Proben aus New York. Häufig reichten jedoch die enthaltenen Mengen, um mit einer Dose den 4-MEI-Wert von 29 µg/d zu erreichen.
In den modernen Industrienationen konsumieren 44 bis 58 % der Bevölkerung wenigstens eine Dose einer zuckerhaltigen Limonade täglich ‒ viele von ihnen enthalten Zuckerkulör als Farbstoff.
► Deutsches Ärzteblatt vom 24.02.2015
► PLOS One (DOI: 10.1371/journal.pone.0118138)
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